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Aus dem Sondernewsletter September 2019

Rezession am Horizont

03.09.2019

Auf die schwächelnde Konjunktur und die davon betroffene Risikoentwicklung haben wir bereits in früheren Mitteilungen hingewiesen. Nach einigen pauschalen Risikomaßnahmen einzelner Versicherer bemerken wir nun einen Anstieg der Überprüfung einzelner Firmen, darunter auch große und renommierte Namen. Im Fokus: tatsächliche Forderungshöhen und geplante Aufträge. Darauf folgen nicht selten Reduzierungen der Versicherungssummen, ja teilweise ganze Limitaufhebungen. Während wir vermehrt von Schadenfällen hören, kündigen Versicherer an, vertragliche Verbesserungen künftig nicht mehr ohne Weiteres umsetzen zu wollen und Sonderklauseln nur noch mit Mehrprämie zuzulassen. Unser „mulmiges“ Gefühl lässt sich durch Zahlen und Fakten belegen, wie Sie in diesem Sondernewsletter zur Situation in Deutschland und weltweit lesen können – natürlich mitsamt einem Fazit, was nun für bestehende Verträge gilt.

David Nolan, Vorstandsmitglied bei Euler Hermes, ist überzeugt: Die Krise kommt! Nolan beruft sich auf eine aktuelle Studie seines Hauses, die eine Fortsetzung der Handelsrezession verheißt und dem Welthandel attestiert, auf die erste Kontraktion seit der Finanzkrise zuzusteuern. Das Euler Hermes Research Team sieht gar die niedrigsten Wachstumsaussichten seit der Eurozonen-Krise.

Werfen wir einen Blick auf Deutschland: Seit 2015, so Nolan, haben sich die Schäden durch Insolvenzen hierzulande verdoppelt. Im ersten Drittel des Jahres seien die Fallzahlen der Insolvenzen in acht von 20 Branchen angestiegen. Euler Hermes könne anhand eigener Erfahrungen feststellen, dass die Zahl überfälliger Forderungen in den letzten 18 Monaten stetig ansteige. Ein klares Indiz für eine schlechtere Zahlungsmoral. Kleineren und mittleren Unternehmen bescheinigt der Kreditversicherer eine Finanzierungslücke.

 

Gefahr einer technischen Rezession

In einer aktuellen Pressemitteilung zeichnet auch das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ein düsteres Bild. Demnach gehen die Konjunkturerwartungen für Deutschland im August erneut stark zurück. Nach einem Rückgang um 19,6 Punkte liegen sie derzeit bei minus 44,1 Punkten und damit auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2011. Auch für die Konjunkturentwicklung in der Eurozone sieht das Forschungsinstitut schwarz: Hier liegt der Erwartungsindikator im August bei minus 43,6 Punkten (also 23,3 Punkte unter dem Juli-Wert). Für das ZEW-Barometer werden jeden Monat 193 Wertpapieranalysten und Anleger befragt. ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, Ph.D,: „Die ZEW-Konjunkturerwartungen zeigen einen erheblich verschlechterten Ausblick für die deutsche Konjunktur. Die erneute Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China, das damit verbundene Risiko eines globalen Abwertungswettlaufs sowie die gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen No Deal-Brexit treffen auf ein ohnehin abgeschwächtes Wirtschaftswachstum.“  Wambach geht von einer weiter verschlechterten Entwicklung der deutschen Exporte und der Industrieproduktion aus. Winziger Hoffnungsschimmer: Auch die Nachrichtenagentur Reuters hat einige Ökonomen befragt. Dabei kam ein Minus von „nur“ 28,5 Zählern zusammen.

 

Deutschland auf A2 herabgestuft

Angesichts dieser Voraussetzungen verwundert es nicht, dass Coface die Länderbewertung von Deutschland auf A2 (vorher A1) herunterstuft. „Die veränderte Länderbewertung steht im Zusammenhang mit einem deutlich erhöhten Risiko in wichtigen Branchen“, erklärt Coface-Volkswirtin Christiane von Berg und nennt vor allem die Sektoren Automobil und Metall, Pharma sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Auto-Branche identifiziert der Kreditversicherer gar als „Motor“ des Abwärtstrends, da die Produktion von +5 % im Februar 2017 auf – 12 % im Frühjahr dieses Jahres zurückgegangen sei.  Die Entwicklung wird auch durch jüngste Insolvenzverfahren bestätigt, wie etwa bei den größeren Automobilzulieferern Weber Automotive und Eisenmann. Weitere bekannte Insolvenzverfahren aus dem ersten Halbjahr 2019 sind Gerry Weber, Germania und Habitat.

 

Weltweit "Sturmwarnung"

In unmittelbarer Nachbarschaft zeichnet sich kein besseres Bild der Lage ab: In Italien liegt die Zahl der Insolvenzen deutlich über dem Vorkrisen-Niveau – mit über 11.000 Firmen-Insolvenzen in den letzten 12 Monaten. Zum Vergleich: vor der Krise 2007 waren es keine 8.000.

In der Türkei herrsche laut Euler Hermes Vorstandsmitglied David Nolan blankes Entsetzen, nachdem Erdogan den Präsidenten der Zentralbank entlassen hat. Ökonomen, Analysten und Investoren befürchten, das Staatsoberhaupt könnte das Land noch tiefer in die Krise reiten. Auch deutsche Unternehmen scheinen die Verunsicherung inzwischen zu spüren, wozu auch der Brexit beiträgt. 

Auch weltweit stehen die Zeichen leider auf Sturm, ist sich Nolan sicher. Die Studie seines Hauses sieht 2019 einen globalen Anstieg der Insolvenzen um weitere +5 % (nach +8 % im letzten Jahr), in zwei von drei Ländern nehmen die Pleiten zu. Um die Insolvenzen stabil zu halten, bedürfte es in vielen Ländern deutlich schnelleres Wachstum. Chinas Wirtschaft, so David Nolan, wachse so langsam wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Eine Lösung des Handelskonflikts mit den USA sei nicht in Sicht, im Gegenteil.

 

Fazit: Jetzt Verträge verlängern!

Zusammenfassend rät der Euler Hermes Experte Unternehmen, sich adäquat vorzubereiten. „In jeder Krise steckt auch eine Chance“, so Nolan. Die Zeiten von Preisnachlässen seien vorerst vorbei. Prämienerhöhungen könne er für sein Haus ausschließen, angesichts der drohenden Rezession gelte es jedoch, die Preise stabil zu halten und das Risiko im Griff haben. „Aus preislicher Perspektive wäre es für Kunden daher sicherlich ratsam, bestehende Verträge jetzt zu verlängern!“

Auch wir als HANSEKONTOR nehmen die oben aufgeführte Entwicklung wahr und merken, dass Risiko- und Limitthemen an Häufigkeit und Brisanz zunehmen und wir vermehrt in komplexe Schadenfälle eingebunden werden. Das zeigt sich auf der anderen Seite in der Verhandlung von Verträgen und Verlängerungen, bei denen die Durchsetzung von konditionellen Verbesserungen schwieriger geworden ist, als noch vor wenigen Monaten. Die Risikoentwicklung muss ernst genommen werden. Dennoch wollen wir vermeiden, dass Versicherer vorschnell reagieren und die Risikoentwicklung durch verfrühte und überhöhte Maßnahmen beschleunigen. Als Ihr Makler begleiten wir Sie durch die aktuelle Phase und durchleuchten Entscheidungen der Versicherer kritisch. Binden Sie uns gerne frühzeitig ein, wenn Sie mit Limitreduzierungen oder Limitaufhebungen konfrontiert werden oder Schadenfälle drohen. Hinsichtlich der Konditionen können wir dem Rat von Euler Hermes nur zustimmen. Sichern Sie sich Ihre guten Konditionen möglichst langfristig!

 

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Die Expertinnen und Experten bei HANSEKONTOR stehen Ihnen gerne zur Verfügung. Schreiben Sie uns und wir melden uns zeitnah bei Ihnen zurück.

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